Interview

Bild: Joel Heyd

Korbinian Rüger im Interview mit dem Hacho Oberhaching

Hacho: Was ist Deine Motivation, Bundestagsabgeordneter zu werden?

Rüger: Schon seit meiner Kindheit habe ich einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Mit stinkt es einfach, wenn es Leuten schlechter geht, als es ihnen gehen sollte oder gehen müsste. Das hat mich letztlich zur SPD gebracht und auch zur Bundestagskandidatur. Nur an den Verhältnissen rumzumeckern, bringt ja auch nix. Wenn man etwas verändern will, dann muss man dahin, wo die Entscheidungen getroffen werden.

Hacho: Welche 3 bundespolitischen Themen sind Dir am wichtigsten?

Rüger: Im Endeffekt ist es ein großes „Überthema“, das mich derzeit besonders umtreibt: Sicherheit. Ich glaube, dass vielen Leuten in Deutschland aktuell ein Gefühl der Sicherheit abgeht. Und das ist in diesen Zeiten verständlich. Ist meine Rente sicher? Ist mein Arbeitsplatz sicher und gibt es meinen Beruf in 10 Jahren überhaupt noch? Kann ich mir und meiner Familie das gewohnte Leben noch leisten? Werden meine Kinder vor Ort gut versorgt? Wie geht es meinen Kindern in 30 oder 40 Jahren? Ist die Erde dann überhaupt noch gut bewohnbar? Sind wir in Deutschland und Europa durch Krieg bedroht?

Das sind die Fragen, die sich viele von uns derzeit stellen und ich finde, es ist die Aufgabe von Politik, den Menschen diese Fragen zu beantworten und ihnen Sicherheit zurückzugeben. Wenn ich diese Fragen auf drei Themen runterbreche, dann: Erstens, äußere Sicherheit: Wie können wir Deutschland und Europa vor äußeren Gefahren schützen und zu einer friedlichen Welt beitragen? Zweitens, wirtschaftliche und soziale Sicherheit: Wie sorgen wir dafür, dass all die Menschen, die hart arbeiten und den Laden am Laufen halten, mit ihren Familien auch in Zukunft gut von ihrer Arbeit und ihrer Rente leben können? Wie stellen wir auch zum Beispiel eine gute und flächendeckende Kinderbetreuung sicher? Und drittens, etwas, das ich langfristige Sicherheit nennen würde: Wie stellen wir sicher, dass es sich auch in 30, 40 oder auch 100 Jahren in Deutschland und Europa noch gut leben lässt? Wie bekommen wir endlich den Klimawandel in den Griff? Wie sorgen wir dafür, dass wir die Gefahren neuer Technologien im Griff haben? Das meine ich mit langfristiger Sicherheit.

Hacho: In welchem Ausschuss würdest Du gerne mitwirken?

Mehrere kämen in Frage: Der Europaausschuss, der Forschungsausschuss, der Klima- und Energieausschuss, der Wirtschaftsausschuss.

Hacho: Welche Deiner persönlichen Stärken werden Dir helfen, diese herausfordernden Aufgaben zu bewältigen?

Rüger: Ich bin ziemlich hartnäckig wenn ich mir was in den Kopf gesetzt habe. Zusammen mit dem oben genannten Gerechtigkeitssinn kann das hoffentlich weit tragen. Ansonsten meine Geduld, meine Besonnenheit und meine Ausdauer.

Hacho: Dein Fachgebiet ist die praktische Philosophie, richtig? Inwiefern kannst Du beispielhaft Deine Kompetenz im Bundestag einsetzen?

Rüger: Ich beschäftige mich gewissermaßen professionell mit den ganz großen Fragen, die uns alle irgendwann umtreiben und um die es auch in der Politik geht. Zum Beispiel die Frage, wie wir unser Land und die Welt gerechter machen können. Systematisch und mit analytischer Klarheit an solche Fragen ranzugehen, das machen praktische Philosophen und das sollten auch mehr Politiker machen.

Hacho: Du warst ja in den USA an der Princeton Universität in New Jersey: verstehst Du die Amerikaner noch? Welche Chancen und Risiken siehst Du mit der neuen US-Regierung?

Rüger: Warum wählen gerade in ärmeren Regionen so viele Menschen einen Mann, der sie in relativ offensichtlicher Weise noch ärmer machen wird? Warum wählen so viele Menschen gegen ihre eigenen Interessen? Das jedenfalls verstehe ich nicht mehr an dem Land. Was die internationale Ordnung angeht, sowohl geopolitisch als auch wirtschaftlich, birgt die zweite Trump-Präsidentschaft riesige Gefahren. Ich sehe eine einzige Chance: Dass Europa endlich lernt, auf den eigenen Beinen zu stehen.

Hacho: Als bayerischer Sozialdemokrat in Berlin sollst Du unseren Wahlkreis / Landkreis München vertreten. Was wirst Du besser oder anders machen als die aktuellen MdBs anderer Parteien?

Rüger: Eine ausführliche Antwort würde dieses Format sprengen. Sagen wir so: Als Mitglied des Bundestages hätte ich vom ersten Tag an nichts anderes im Blick, als das Wohl der Bürgerinnen und Bürger des Landkreises und des ganzen Landes. Ob das für alle aktuellen MdBs gilt, wage ich zu bezweifeln.

Hacho: Ob die SPD wieder Teil der Bundesregierung sein wird, ist noch ungewiss. Hatte Müntefering recht, als er sagte "Opposition ist Mist", oder braucht die SPD Zeit zur Erneuerung?

Rüger: Münte hat recht! Wir machen Politik um Dinge zu verändern. In der Opposition geht das sehr viel schlechter.